Um „Sehen“ zu können, wird durch Lichtstrahlen ein Reiz an den Rezeptoren ausgelöst. Das menschliche Auge nimmt Lichtstrahlen eines nur sehr kleinen Teiles der elektromagnetischen Wellen war, die von der Umwelt ausgehen.

Dieser als „Licht“ bezeichnete Ausschnitt der Wellen reicht vom langwelligen, rot erscheinendem Licht bis zum kurzwelligen Licht, das als blau erkannt wird.
Die Wellenlängen zwischen 400 bis 800 Nanometer sind also als sichtbares Licht zu bezeichnen. Oberhalb des langwelligen Bereichs nehmen wir die Wellen nicht mehr als Licht, sondern als Wärmestrahlen (Infrarot) wahr. Kurzwelligere Wellen sind UV-Strahlen. Ultraviolettes Licht bräunt die Haut, ist aber nicht sichtbar. Noch kürzere Wellenlängen haben Röntgen oder Gamma Strahlen, größere Wellenlängen sind Radiowellen.

Das Auge nimmt also die Lichtstrahlen auf. Somit wird auf der Netzhaut ein Abbild der Umwelt geschaffen und kann durch die lichtempfindlichen Rezeptoren, den Photorezeptoren, abgetastet werden und über den Sehnerv ans Gehirn weitergeleitet werden. In den hinteren Bereichen liegt die Netzhaut, die voll mit Rezeptoren ist.

Die Augenlinse, die zum mittleren Augenbereich des Augapfels gehört, sorgt durch die Lichtbrechung im Zusammenspiel mit der Hornhaut und dem darauf liegenden Tränenfilm, der Pupille, dem Kammerwasser und dem Glaskörper dafür, dass das Licht so abgebildet wird, dass ein deutliches Bild der Umwelt auf der Netzhaut entstehen kann. Das ist der Idealfall: Ein sogenanntes rechtsichtiges, emmetropes Auge. Abweichungen des Brennpunktes führen zu undeutlichen Abbildungen und somit zu Kurzsichtigkeit oder Weitsichtigkeit. Die Weiterleitung geschieht durch eine Verschlüsselung der Nervenerregung in den Hinterhauptslappen der Großhirnrinde. Der inneren Grenzschicht der Netzhaut benachbart, zum Glaskörper zugewandt, liegen die entsprechenden Nervenfasern, die als Sehnerv zusammengefasst sind, wo sie das Auge dort Richtung Gehirn verlassen. Diese bezeichnet man als multipolare Nervenzellen, die Neuriten. Die Dendriten dieser Nervenfasern ziehen nach außen Richtung Pigmentschicht und bilden die Zapfen und Stäbchen der Sinneszelle. Die Horizontalzellen oder amakrinen Zellen dienen zur Informationsverbreitung.

Eine Zentralarterie sorgt für die arterielle Versorgung der inneren Schichten der Netzhaut. Sie erreicht die Netzhaut über den Sehnerv und wird durch eine Zentralvene begleitet. Die äußeren Schichten der Netzhaut werden durch Diffusion von der Aderhaut aus versorgt. Somit ist die Ernährung der Netzhaut gewährleistet. An der Stelle, an der  Zentralarterie und Zentralvene die Netzhaut erreichen und der Sehnerv das Auge verlässt, sind keine Rezeptoren angesiedelt. Daher kann man an dieser Stelle nichts sehen; der sogenannte blinde Fleck oder Sehnerv Papille. Alle Erregungen, die von der Netzhaut bei Belichtung entstehen, werden erst bewusst, wenn sie das Großhirn erreichen. Ein Teil der weiterleitenden Sehnervenfasern kreuzen sich auf dem Weg zum Gehirn. An den sogenannten rechten und linken Kniehöckern in der Sehnerv-Kreuzung werden die Sehbahnen synaptisch verschaltet. Sie werden als primäre Sehzentren bezeichnet. Von dort ziehen die beiden Erregungen der jeweils linken Netzhauthälften zur linken Seite und die beiden Erregungen der rechten Netzhauthälften zur rechten Seite des Sehfelds in den Hinterhauptlappen. Diese primären Projektionsfelder in der Hirnrinde funktionieren eng gekoppelt. Diese Assoziationsfelder haben die Aufgabe, den Inhalt und die Bedeutung der Sehempfindung zu erkennen. Fallen diese Assoziationsfelder, bei gleichzeitigem Erhalt der primären Projektionsgebiete, aus, ist es dem Menschen nicht mehr möglich, zu erkennen, was er sieht. Dies nennt man Seelenblindheit, eine visuelle Agnosie.